Zen-Bogyo-Do e.V.

Zen-Bogyo-Do e.V. Otterbach
Bundes­leistungs­zentrum Jiu Jitsu

Kata

Prüfungsarbeit zum 2.Dan von Silke Westrich

zu Teil 1 bis 3 der Jiu Jitsu Kata

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einleitung
  2. Hintergrund
  3. Bedeutung
  4. Ausführung
  5. Parallelen Kata – Dojoetikette
  6. Kata in den Budosportarten
    6.1 Judo
    6.2 Karate
    6.3 Iai-Do

1. Einleitung was ist Kata?

Kata (jap.) – Schulter, auch Form, Zeremonie
Eine Kata ist ein vorgegebener Ablauf von Bewegungen mit Partner (oder ohne Partner gegen einen imaginären Gegner), wobei die Techniken festgelegt sind und nach einem bestimmten Schema ausgeführt werden.

2. Hintergrund einer Kata

Die Kata existierte schon in den ältesten japanischen Ju Jitsu Schulen als stilisierte Ausführung von Techniken. Ihr Hauptziel war und bleibt, die perfekte Ausführung von Techniken der Nachwelt zu überliefern. Die Bewegungsabläufe und Techniken in einer Kata dürfen nicht verändert werden, sondern sind von Anfang bis Ende vorgegeben. Jeder Schritt, Körperdrehung oder Armhaltung ist exakt festgelegt. Jeder Schüler und Meister, der eine bestimmte Kata läuft, muss sich daran halten und eine perfekte Ausführung dieser Techniken anstreben. Andernfalls kann es passieren, dass die Kata durch eine individuelle Prägung – die persönliche Note – in ihrem Wesen verändert und somit verfälscht weitergegeben wird. Die Bewegungen aus denen eine Kata besteht, sind wichtige, grundlegende Techniken, die jeder Dan-Anwärter und erst recht jeder Dan-Träger beherrschen sollte. Durch Kata wird jeder dazu gebracht, sich mit diesen auseinander zu setzen und sie solange zu üben, bis sie ihm geläufig sind. Dadurch wird ein einheitliches technisches Niveau erreicht, da jeder diese Basistechniken erlernen muss und somit auch richtig an seine Schüler weitergeben kann.

3. Bedeutung einer Kata, welche Aspekte beinhaltet sie?

Kata bedeutet, sich exakt an die Vorgaben zu halten. Dies beginnt mit der Etikette: Schon das Betreten der Matte oder das Abgrüßen vor den Prüfern und vor dem Partner muss nach einem bestimmten Schema ablaufen. Hier gibt es sehr viele Parallelen zur Dojo-Etikette, auf die ich später noch näher eingehen werde.

Nun ist in einer Kata jedoch nicht nur die oben erwähnte Exaktheit einer Technik wichtig, sondern der gesamte Ablauf der Bewegungen. Hier kommen die Prinzipien des Ying und Yang zum Tragen: Der Wechsel von Anspannung und Entspannung, von Leichtigkeit und Härte, von Konzentration, Schnelligkeit und Langsamkeit sind das eigentliche Wesen einer Kata! Ein Schüler oder Meister, der die Bewegungen beherrscht und sich nur auf den richtigen technischen Ablauf einer Kata beschränkt, wird deren Sinn nie verstehen, denn gerade Kata ist viel mehr als reine Technik.

Die wichtigsten Aspekte einer Kata sind neben der Technik

nähere Erläuterungen zu diesen Punkten erfolgen später unter 4.

Der äußeren Bewegung zugrunde liegt eine innere Bewegung der Atmung, des Geistes und des Ki – die nur aus bestimmten Geisteshaltungen heraus möglich ist. Hauptsächlich darin besteht der Sinn der langsamen Bewegungen in der Kata. Sie dienen dazu, die Energie wieder aufzuladen sowie die Harmonie des Ki-Flusses zu stabilisieren, und fördern auf diese Weise die Gesundheit des Körpers und des Geistes. Die Koordination von Atemfluss, Geist und Energiefluss bewirkt im Übenden harmonische Stärke in jeder Hinsicht – auch Gesundheit, Vitalität, Denk- und Handlungsvermögen profitieren davon. In einer Kata ist die gesamte Weisheit der alten Samurai enthalten. Doch ohne Geist wird nur ihre Form sichtbar. Ein hohes Ziel in der Kampfkunst ist, in allen Situationen den gleichen Geist zu haben, egal was passiert. Auch wenn das Leben in Gefahr ist, muss der Geist ruhig und gelassen bleiben. Man benötigt viel Training, um einen Zustand zu erreichen, der dem Geist erlaubt, immer derselbe zu bleiben, egal ob im Dojo, Wettkampf, Prüfung oder im Ernstfall. Durch das ständige Üben von Kata kommt man diesem Zustand näher.

4. Optimale Ausführung einer Kata

Die Kata beginnt damit, dass Uke und Tori gleichzeitig die Matte betreten. Alle Schritte und Bewegungen, wie z.B. Abgrüßen und Laufen werden synchron ausgeführt – hier wird schon die Harmonie zwischen beiden deutlich. Die ganze Konzentration liegt auf dem Partner und der Kata, jede überflüssige Bewegung wird vermieden. Nicht erst bei den eigentlichen Techniken, sondern schon beim Laufen und Abgrüßen muss der Übende auf seine Körperhaltung achten. Dies bedeutet eine aufrechte Haltung, wobei die Schultern auf gleicher Höhe sind, der Rücken gerade ist und das Becken nach vorne zeigt. Der Übende bekommt ein intuitives Empfinden für seine aufrechte Gestalt, für den Umgang mit seinen Spannungsveränderungen und der Harmonie zwischen Bewegung und Atmung. Dies spiegelt sich auch beim Ausführen der Techniken wieder. Die Techniken selbst werden schnell, exakt und dynamisch ausgeführt, danach kommt die Ruhephase oder Vorbereitungsphase bis zur Ausführung der nächsten Technik. Hierbei wird das Wesen der Kata – die Prinzipien des Ying und Yang – am deutlichsten! Bei der eigentlichen Technik kommt Yang zum Tragen: die Techniken werden voller Dynamik, Anspannung und Schnelligkeit durchgeführt, doch dann muss Ying einsetzen: die Entspannung und Ruhephase so wie sich bei Ying und Yang der Kreis schließt, so müssen bei einer Kata beide Teile ausgewogen gezeigt werden um einen harmonischen Kataablauf zu erreichen. Dies ist jedoch ohne die richtige Atmung nicht möglich. Während der Ruhephasen ist der Körper entspannt und es wird eingeatmet, das Einatmen erfolgt durch die Nase. Bei der Aktionsphase wird ausgeatmet, das Ausatmen soll durch den Mund erfolgen, wobei keine oberflächige Atmung, sondern die tiefe Bauchatmung über das Zwerchfell geübt werden soll. Durch die richtige Atmung wird der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung gezeigt, die Energie Ki und Kime wird dementsprechend richtig verteilt. Um diese optimale Ausführung einer Kata zu erreichen, bedarf es viel Übung. Der Übende benötigt viel Disziplin und muss sich im hohen Maße auf den inneren und äußeren Ablauf der Kata konzentrieren. Dadurch entwickelt er auch ein exaktes Rhythmusgefühl, wodurch wiederum ein gutes Distanz- und Zeitgefühl (Timing) zwischen Uke und Tori entsteht. Beendet wird die Kata mit dem synchronen Abgrüßen voreinander und vor den Prüfern. Dann verlassen Uke und Tori die Matte, wobei der Endpunkt gleich dem Ausgangspunkt sein muss, damit sich der Kreis wieder schließt.

5. Gibt es Parallelen zwischen Kata und Dojoetikette

Diese Frage kann man eindeutig mit  -ja – beantworten, denn Kata und Dojoetikette haben denselben Ursprung und dieselben Ziele. Bei unserer Kampfkunst Jiu Jitsu werden die traditionellen Formen durch die Dojoetikette gewahrt, denn sie stellen die innere Verbindung zur historischen Entwicklung und Traditionen der Samurai dar. Nur durch diese Verbundenheit mit der Geschichte und den Traditionen lernt man den wahren Geist des Jiu Jitsu verstehen. Die Etikette ist wie die Kata ein wichtiges Mittel zur Veränderung der äußeren und besonders der inneren Haltung. Die Regeln der Etikette dienen dem Übenden selbst. Die Dojoetikette besteht aus mehreren Regeln über das Verhalten im Dojo. Hierzu zählen z.B. Punkte wie Disziplin, Sauberkeit, Pünktlichkeit, gegenseitige Achtung, Höflichkeit und Gruß. Gerade diese Verbeugung (der Gruß) ist ein wichtiges Element sowohl in der Kata, wie auch in der Dojoetikette: Die Übenden verbeugen sich beim Betreten oder Verlassen der Tatami (Ritsu rei), ebenso voreinander (Za-rei) und vor dem Meister (Sensei ni Rei), hierdurch wird der Respekt und die Achtung vor dem Geist des Bushido und dem damit verbundenen Respekt vor dem Partner, dem Meister, dem Dojo und dem Leben deutlich. Durch das Abgrüßen erfolgt eine Unterordnung unter das Höhere, dies ist wichtig für den Geist des Budo. Die Etikette entwickelt eine Demut in der generellen Haltung gegenüber dem Leben, es ist der erste Schritt auf dem Weg zur Geistigkeit des Budo: Der erste Kampf, den es zu gewinnen gibt, ist der gegen sich selbst. Auch der Gruß zueinander zeigt den Respekt voreinander, hiermit wird dem Partner Rücksichtsnahme, Hilfe und Fairness angezeigt. Dieses Grüßen bedeutet nicht einfach nur den Kopf zu beugen, sondern beinhaltet den grundlegenden Respekt, den ein Mensch in aller Bescheidenheit vor dem anderen bezeugt. Man verbeugt sich mit Würde, Achtung und Offenheit, nie grüßt man oberflächlich und unkonzentriert. Die äußere Form des Grüßens wirkt auf die innere Haltung und stimmt den Übenden in seiner Gesamtverfassung auf die rechte Haltung ein. Genau wie bei dem Gruß gibt es Parallelen zwischen Kata und Dojoetikette bei der Art und Weise des Abkniens. Bei Beiden wird zuerst das linke Knie zum Boden gebeugt, dann wird das rechts abgekniet. Die Zehen sind aufgesetzt und die Hände liegen auf den Oberschenkeln. Dann werden die Füße abgelegt und die Gürtelenden zur Seite gezogen. Beim Verbeugen geht zuerst die linke, dann die rechte Hand zur Matte, die Hände bilden ein Dreieck. Der Ursprung, warum beim Za-rei auf diese Art abgekniet wird ist wieder bei den Samurai zu finden. Diese trugen früher das Dai-sho in ihrer linken Gürtelseite, dadurch konnten sie nur mit der linken Seite zuerst abknien, da sie jederzeit in der Lage sein mussten, das Schwert zu ziehen (anders wäre dies nicht möglich gewesen). Auch andere Wesenszüge einer Kata, wie richtige Atmung, Körperhaltung, Konzentration, Disziplin oder Geisteshaltung sind mit demselben Hintergrund in der Dojoetikette zu finden. Genauer gesagt: jede feststehende Handlungen der Dojoetikette ist Kata! Die Etikette ist dazu da um dem Jiu Jitsuka auf seinem Weg (Do) zu helfen. Die Regeln ermöglichen ihm sein Ich zu kontrollieren und ihm den Weg der rechten Beziehung zu anderen zu zeigen. Dies ist von ebenso großem Wert wie die Übung der Technik. Hier passt ein alte Weisheit, die lautet: Wer die Form nicht erlernt, erlernt die Kunst nicht.

6. Kata in den verschiedenen Budosportarten

In den meisten japanischen Budosportarten gibt es Kata. Ich möchte im Folgenden kurz drei verschiedene Arten von Kata aus dem Budobereich aufzeigen, wobei der Hintergrund bzw. Sinn und Zweck einer Kata im Prinzip immer gleich ist, die Kata unterscheiden sich nur in der Art der Ausführung.

6.1. Die Judo-Kata

Die Judo-Kata wird wie im Jiu Jitsu mit einem Partner geübt. Jigoro Kano entwickelte für seine Schule sieben grundlegende Kata, die heute und auch in Zukunft gelehrt werden, damit Form und Geist des Judo im Laufe der Zeit unverändert bleibt. Vereinfacht kann man sagen, dass die Judo-Kata vereinfachte Vorführungen von technischen Aktionen für Angriff oder Verteidigung sind.

Hoch stilisiert und in den kleinsten Einzelheiten festgehalten, dienen sie als Modell für denjenigen, der sie betrachtet und wiederholt.

Diese sieben Grundkata sind:

6.2. Die Karate-Kata

Im Karate ist die Kata eine Demonstration von Schlagtechniken, Fauststößen und Trittechniken gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner. Im Gegensatz zum Judo oder Jiu Jitsu, wo das Erlernen einer Kata meist erst bei Dan-Anwärtern beginnt, lernen die Karateka von Anfang an Kata, der Schüler führt die Kata normalerweise alleine aus. Die Übungsziele sind hier auch: korrekte Technik, guter Stand, sichere Bewegung und richtige Atmung. Aber Kata ist auch Kampf! Jeder Bewegung ist eine spezielle Situation zugeordnet, in die sich der Übende bei seiner Kataausführung hineinversetzen soll. In alter Zeit diente die Kata als verschlüsselte Kampftechniken auch der Geheimhaltung.

Im Karate gibt es je nach Stil ca. 30-50 verschiedene Kata, hier einige der bekanntesten:

6.3. Die Iai-Do-Kata

Iai-Do besteht fast nur aus Kata, es ist ein stark mentales Training. Hier gibt es keinen Übungspartner, wodurch man sich den Angreifer so intensiv wie möglich vorstellen soll. Alle Iai-Do-Kata verlaufen nach folgendem Schema: Der Schwertträger befindet sich in einer ruhigen und gesammelten Achtsamkeit, dann taucht der Gegner mit seinem gezogenen Schwert auf, in diesem Moment beginnt der Kampf und Iai. Nun erfolgt ein blitzschnelles Ziehen des Schwertes (nukitsuke) und das exaktes Treffen = Töten des Gegners (kiri-otoshi). Das Blut wird von der Klinge abgeschlagen(tchiburi), dann wird das Schwert in die Scheide zurückgeführt (noto).

Bei der Ausführung dieser Kata steht die Schulung von konzentrativen Elementen und die damit verbundene Erfahrung beim Üben im Vordergrund. Gerade weil es keinen Übungspartner gibt, ist es möglich, schlechte Angewohnheiten, Lässigkeit, Verzagtheit, Unkonzentriertheit, Mängel in der Bewegung etc. bei sich wahrzunehmen und sie als Produkt des eigenen Selbst zu verstehen und dies zu verbessern.

Es gibt 10 Kata als Seitei-Iai (Standard-Iai), 1. bis 10. Form: Ipponme Mae, Nihonme Ushiro, Sanbonme, Ukenagashi, Yohonme, Tsuka ate

Weitere Kata gibt es z.B. auch im Kobudo, also mit Bo, Jo, Sai, Tonfa, Kama und anderen Waffen.

Kata gibt es jedoch nicht nur im Budo, sondern auch in anderen -nichtjapanischen- Kampfkünsten. Auch im Kung Fu, Wu Shu, Taek Won Do, Kempo, Tai Chi und anderen Kampfsportarten gibt es solche Formen. Diese heißen dann zwar nicht mehr Kata, sondern Tao, Hyong oder Poomse – aber das eigentliche Wesen ist dasselbe.

Copyright Silke Westrich

Literaturverzeichnis

Das Kampfsportlexikon, Weinmann Verlag
Iai-.Do, Weinmann Verlag
Budo, O.W. Barth Verlag
Kempo-Die Kunst des Kampfes, Sportverlag Berlin
Goshin-Jitsu-no-Kata, Weinmann Verlag
Budo-Lexikon, Sport Buch Verlag H. Velte
Karate Kata 1, Falken Verlag

Die Jiu Jitsu Kata

(nach Dieter Lösgen)

I. Teil der Kata

1. Hand geben (Uke kommt rechts vor)
2. Handgelenke doppelt gefasst (Uke kommt rechts vor)
3. Handgelenke doppelt gefasst (Uke kommt rechts vor)
4. Handgelenke von hinten doppelt gefasst (Uke weicht rechts zurück)
5. Handgelenke von hinten doppelt gefasst (Uke weicht rechts zurück)

II. Teil der Kata

1. Gerader Fauststoß (Uke kommt rechts vor)
2. Revers fassen mit rechts, Schlag links (Uke kommt rechts vor)
3. Schulterstoß mit rechts (Uke kommt rechts vor)
4. Schwinger rechts – links (Uke kommt rechts vor)
5. Gerader Fußtritt mit rechts (Uke setzt den Fuß vorne ab)

III. Teil der Kata

1. Würgen von vorne, beidhändig (1.bis 5.:Uke kommt rechts vor)
2. Umklammerung von vorne unter den Armen
3. Aufwärtshaken mit rechts – Schwitzkasten von vorne mit rechts
4. Doppelnelson blockiert
5. Abführgriff (Arm auf den Rücken drehen und Kragen fassen)

Grundsätze der Kata:

Auf Atmung und Haltung ist zu achten!!